Angedacht im August

von Pastor Alf Kristoffersen

Ich weiß nicht, ob unter uns ein Jäger ist. Oder ein Angler? Ich selbst gehören zu keiner dieser Gruppen. Von meinem Schwiegervater und meinem Sohn kenne ich das Glücksgefühl, wenn die beiden vom Angeln zurückkommen und einen guten Fang gemacht habe, fette Beute, einen Eimer voll Aale oder einen großen Barsch oder Welz oder gar im Urlaub in Norwegen zum ersten Mal einen großen Lachs fangen. Da strahlen die Augen, da sind die Gesichtszüge überglücklich, da wird ausgelassen erzählt und gelacht. Und oft schon am Abend das eine oder andere Stück in die Pfanne mit einem ordentlichen Flecks Butter gehauen. Und dann schließlich gegessen. – Der Fang war gut – große Beute – die Freude mindestens genau so groß – die Glücksgefühle gehen dabei unter die Haut. Auch bei denen, die nur Zuschauer sind und am Ende den Fisch genießen.

Die Freude ist wohl auch deshalb groß, weil alle wissen, was dazu gehört: Zeit und Ausdauer, mindestens eine gute Angel und anderes Werkzeug, Glück mit dem Wetter und den Umständen, und schließlich müssen die Fische ja auch anbeißen. Und dann kommen noch das eigene Geschick und die Kraft und auch die Erfahrung dazu.

Wenn also die Freude über eine große Beute da ist, dann ist da auch immer das Wissen dabei, dass die Beute auch mal klein sein kann oder gar ausbleibt. Dass alles nicht so einfach ist und an vielen Einzelheiten liegt, die man nicht unbedingt selbst beeinflussen kann.

Ein Vers aus Psalm 119 will an diese Gefühle erinnern. Ich freue mich über dein Wort wie einer, der große Beute macht. Da werden Taten und Gefühle aus dem ursprünglichen, archaischen Leben übertragen auf die Botschaft von Gott, auf seine Verheißung, dass das Leben gelingen wird mit all seinen Möglichkeiten und auch mit all seinen Grenzen. Da wird, da soll am Ende die Freude genau so groß sein. Und alle sollen satt werden. Aber es ist nicht ausgemacht, dass es immer groß ist und dass es keine Mühe kostet. Aber möglich ist es und versprochen.

Und wir hören das, wenn wir uns Gedanken und auch Sorgen um unsere Zukunft als Gemeinden und als gemeinsame Kirche machen. Da passt das Wort aus dem Johannesevangelium: Herr, wohin sollen wir gehen? Meinem Gefühl nach trifft es schon sehr gut unsere Gefühlslage. Wohin werden wir kommen? Welchen Weg werden wir einschlagen, können wir überhaupt einschlagen? Welcher ist denn bei den jetzigen Bedingungen gangbar, aber auch sinnvoll? Was wird bleiben von dem, was uns lieb und teuer oder auch nur gewohnt ist? Und was wird neues entstehen? Was können wir gestalten? Was weiter entwickeln oder einfach nur mal von einer anderen Seite betrachten und feststellen, so geht das ja auch, oder gar besser als bisher?
Der Text endet schließlich: Du hast Worte des ewigen Lebens. Erinnerung daran, dass es gut werden wird, dass auch uns gilt, was wir immer wieder den Menschen erzählen, wenn sie z. B. zu einer Taufe oder zu einer Hochzeit kommen. Oder wenn wir darüber nachdenken, wie ein Leben war, wenn es gilt eine Beerdigung zu gestalten: Gott wird dafür sorgen, dass dein Leben gelingt, dass das Leben deines Kindes gelingt – mit deinen Möglichkeiten und mit deinen Grenzen – am Ende wirst du fette Beute nachhause tragen.
Amen!